Beim Erfolg von Unternehmen spielt die Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle. Die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Region Südhessen hängt somit auch davon ab, wie gut der Transformationsprozess zur Industrie 4.0 gelingt. Dabei unterstützen wir die Betriebe, insbesondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Den Standort Rhein Main Neckar fit für die Digitalisierung und Industrie 4.0 machen – diese Strategie haben wir 2016 weiterverfolgt. So bieten wir mit Verbänden und in Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen Unternehmen branchenübergreifend Informationen und Weiterbildungen an. „Damit konnten wir, und insbesondere der von uns initiierte Verein IT for Work, erste Ansprechpartner in Hessen zum Thema Digitalisierung und Industrie 4.0 werden“, sagt Sascha Peters vom IHK-Geschäftsbereich Innovation und Umwelt. Dies gelang auch durch klare Kommunikation in Positionspapieren gegenüber dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (HMWEVL). Auch in den Branchen Handel, Logistik und Automotive haben wir das Thema Digitalisierung gut positioniert.
Nicht erfolgreich war hingegen der Antrag für ein Smart City-Projekt beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Wir konnten ferner keinen Antrag zum Kompetenzatlas Industrie 4.0 stellen, da das Land Hessen letztlich doch keine Fördermittel dafür bereitgestellt hat. Das Land fördert kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), Selbstständige und Freiberufler, die Beratungsdienstleistungen zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen sowie Produkten und Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollen. Auch dazu bieten wir unsere Hilfe an und unterstützen sie bei der Beantragung des Fördergelds. Außerdem vermitteln wir Ansprechpartner.
»Die Digitalisierung ist für ein kleines Unternehmen die größte Chance zu wachsen beziehungsweise sich im Zuge der Globalisierung zu stabilisieren. Die IHK ist für mich auch eine wichtige Anlaufstation. Dort kann ich mich mit den neuesten Informationen versorgen und vernetzen, gerade bei den Veranstaltungen von IT for Work und dem Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0.«
Oliver Waldmann, Geschäftsführer des Werkzeugherstellers Ontool GmbH, Groß-Umstadt
Um den Betrieben in der Region den wirtschaftlichen Nutzen von Digitalisierung und Vernetzung näher zu bringen, veranstaltete der Verein IT for Work in Zusammenarbeit mit uns und weiteren Partnern 2016 die erste Konferenz Mittelstand 4.0 (KonM 4.0). Mehr als 220 Geschäftsführer, Produktionsleiter, IT-Leiter und Wissenschaftler nahmen an der Tagung im Februar im Kongresszentrum Darmstadtium teil. Zu den prominenten Rednern gehörten der damalige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und sein hessischer Ressortkollege Tarek Al-Wazir, deren Ministerien die Schirmherrschaft übernommen hatten. Best-Practice-Beispiele und Workshops vermittelten den Teilnehmern, welchen Mehrwert sie aus einem geeigneten Grad der Digitalisierung ziehen und wie sie das in ihren Unternehmen erreichen können.
„Die Teilnehmer der KonM 4.0 waren sehr zufrieden“, zitiert Projektmanagerin Dr. Clarisse Weischedel aus den Bewertungsbögen. „Sie lobten beispielsweise die sehr praxisnahen Vorträge, guten Referenten und niedrige Buzzword-Rate.“ Die geeignete Mischung aus Forschung und Industrie, der sehr interessante Themenmix und die Möglichkeiten für Networking hätten großen Anklang gefunden. Deshalb folgt 2017 auch die zweite Konferenz Mittelstand 4.0, bei der effiziente Prozesse, neue Geschäftsmodelle und die Einbindung der Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen werden. „Unser Ziel ist es, die KonM 4.0 bundesweit als zentrale Plattform und Konferenz für die Digitalisierung im Mittelstand zu etablieren“, unterstreicht Clarisse Weischedel.
»In Deutschland gibt es einige Konferenzen zur Digitalisierung. Aber dort werden oft Konzepte und Lösungen von großen Unternehmen vorgestellt, die auf mittelständische Unternehmen nicht übertragbar sind. Im Unterschied dazu ist die KonM 4.0 auf KMUs zugeschnitten.«
Dr. Clarisse Weischedel, Projektmanagerin der Konferenz Mittelstand 4.0
Bereits im März 2016 war das Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0, als eines der ersten fünf dieser Art in Deutschland gestartet. Es entstand auf Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), das dafür bis Ende Februar 2019 zunächst 5,7 Millionen Euro bereitstellt. Bei der Bewerbung waren wir eine treibende Kraft. Wir bildeten mit der TU Darmstadt und weiteren Partnern ein Konsortium unter der Leitung des Instituts für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU. Der IHK-Ausschuss für Industrie, Forschung und Innovation hat zudem eine Beiratsfunktion im Kompetenzzentrum.
Kern dieses Kompetenzzentrums sind das Energieeffizienz Technologie- und Anwendungszentrum (ETA) und die Prozesslernfabrik Center für industrielle Produktivität (CiP) der TU Darmstadt. Bei einer Führung lernen Unternehmen schlanke Produktion und Industrie 4.0 anschaulich kennen. Dabei baut die Prozesslernfabrik auf dem Stand auf, der in vielen kleinen und mittleren Unternehmen zu finden ist, und zeigt an Maschinen und Montagearbeitsplätzen beispielhafte Lösungen für die Praxis. Manche davon kosten nur wenige Hundert Euro.
Unternehmen bei der Umsetzung von Industrie 4.0-Projekten zu betreuen und die Erfahrungen an andere Unternehmen weiterzugeben sind weitere zentrale Aufgaben des Kompetenzzentrums Mittelstand 4.0. Im November 2016 startete das Zentrum deshalb eine Ausschreibung für zwei Digitalisierungsprojekte in Unternehmen. Ebenso im Angebot: rund 80 Veranstaltungen zu zentralen Themen wie Arbeit 4.0, effiziente Wertschöpfungsprozesse, Energiemanagement, neue Geschäftsmodelle und IT-Sicherheit.
Ende Juli 2016 richtete das Kompetenzzentrum zudem die erste Regionalkonferenz der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ des BMWi aus, bei der Weiterbildung 4.0 – Berufliche Bildung im Umfeld von Digitalisierung und Industrie 4.0“ im Mittelpunkt stand. Wir entwickelten Zusatzqualifikationen für bestehende Berufe, mit denen Auszubildende und Fachkräfte gezielt für die Anforderungen von Digitalisierung und Industrie 4.0 fit gemacht werden.
»Digitalisierung bedeutet nicht, seinen kompletten Maschinenpark auf den Schrottplatz zu bringen und alles neu einzurichten. Man kann das Thema auch Schritt für Schritt mit vertretbarem Aufwand umsetzen.«
Christian Marth, Pressesprecher des Kompetenzzentrums Mittelstand 4.0
Aber auch Schulen und Hochschulen müssen nach Ansicht der IHK-Vollversammlung für die digitale Welt vorbereitet und mit entsprechender Technik ausgestattet werden. Vor diesem Hintergrund kritisierte das Parlament die „Strategie Digitales Hessen“ des Landes. Grund: die fehlende Verknüpfung mit bereits regional erfolgreichen Aktivitäten von IHKs und Handwerkskammern, von Clustern und Netzwerken in Hessen und speziell auch mit des Kompetenzzentrums Mittelstand 4.0. Letzteres hat sich 2016 bereits erfolgreich weiter vernetzt und Kooperationen mit zwei Technologie-Clustern in Fulda und der Hessen Trade & Invest GmbH abgeschlossen. 2017 soll eine Kooperation mit dem von uns und dem Kreis Groß-Gerau initiierten Automotive Cluster Rhein-Main-Neckar folgen.
Bereich: Innovation und Umwelt
Themen: IT for Work, Software-Cluster, Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0
Tel: 06151 871-270
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