Wege bereiten Geschäftsbericht 2016

Partner und Problemlöser der kleinen und mittleren Unternehmen

50 Jahre Bildungszentren

Unsere Bildungszentren unterstützen seit 50 Jahren Betriebe in Südhessen erfolgreich bei der systematischen Ausbildung in den Metall- und industriellen Elektroberufen. Innovatives Teamwork steht dabei im Vordergrund – aktuell ein Pilotprojekt zur Industrie 4.0.

„Wir bieten den Firmen einen Service, damit sie an den größten Teil der Ausbildungsordnung einen Haken machen können. Es gibt kaum Lücken“, beschreibt Reinhard Mager, bis Ende 2016 Teamleiter der beiden eng miteinander verzahnten Bildungszentren in Heppenheim und Erbach. Jeder der sechs Ausbildungsmeister betreut Spezialgebiete, sodass der komplette Umfang abgedeckt ist: Industrie- und Werkzeugmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer, Mechatroniker und Elektroniker.

Zu einer hervorragenden Ausbildung gehört auch, dass sie angesichts der Digitalisierung in der Industrie zukunftsfähig ist. Unser Team Aus- und Weiterbildung entwickelt derzeit gemeinsam mit innovativen Firmen aus der Region ein interdisziplinäres Pilotprojekt, um das Thema Industrie 4.0 in die modulare Grundausbildung zu integrieren. Dabei kooperiert das Projektteam auch mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt und dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

Erste Ideen gibt es bereits, wie etwa die Auszubildenden Minicomputer mit Anzeigegeräten programmieren zu lassen, die sie über ihre eigenen Smartphones steuern. Hinter dem Pilotprojekt stehe der Gedanke, über die Auszubildenden einen Innovationsschub zu geben, bringt es Reinhard Mager auf den Punkt. „Unsere Vision ist, dass die Azubis über diese Kompetenzen einen Wissensvorsprung in die kleinen und mittleren Unternehmen hineintragen“, sagt der Ausbildungsmeister, der weiß, dass sich in den nächsten Jahren noch vieles in der Ausbildung verändern wird. „Aber eines bleibt gleich“, betont er, „wir werden bei einer hochwertigen Ausbildung weiterhin als hilfreicher Partner zur Seite stehen.“

»Unsere Vision ist, dass die Azubis über diese Kompetenzen einen Wissensvorsprung in die kleinen und mittleren Unternehmen hineintragen.«
Reinhard Mager, Teamleiter der IHK-Bildungszentren (bis Ende 2016)

Wir haben die Bildungszentren Bergstraße und Odenwald vor 50 Jahren gegründet. „Den Kleinbetrieben fehlten die erforderlichen Geräte und Maschinen, deshalb konnten sie in der Regel weder eine abgerundete Grundausbildung noch alle im Berufsfeld enthaltenden Fertigkeiten und Kenntnisse vermitteln“, berichtet Ulrich Eisenbach, Leiter des Hessischen Wirtschaftsarchiv in Darmstadt. Viele Lehrlinge absolvierten darum lieber eine Ausbildung in Großunternehmen mit eigenen Lehrwerkstätten, während kleinere und mittlere Betriebe über Schwierigkeiten klagten, Nachwuchskräfte zu finden. Um die Wettbewerbsfähigkeit der kleineren Industriebetriebe auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern, gründeten wir am 1. Dezember 1966 Gemeinschaftslehrwerkstätten in Erbach und Heppenheim. 1971 folgte eine dritte Lehrwerkstatt in Münster, die bis Sommer 1990 bestand.

Historische Aufnahmen aus den Gemein­schafts­lehr­werk­stätten

Durch den technologischen Wandel entstand in den 1980ern bei den Fachkräften ein zunehmender Bedarf an beruflicher Weiterbildung. Zudem sahen die neuen Ausbildungsordnungen von 1987 in den Metall- und Elektroberufen das Erlernen von Steuerungs- und CNC-Technik vor. Wir investierten daher in die technische Ausstattung unserer überbetrieblichen Lehrwerkstätten in Erbach und Heppenheim und strukturierten sie zu Bildungszentren um. Fortan boten sie auch Lehrgänge für Facharbeiter an.

In der Werkstatt im Bildungszentrum Heppenheim feilt Alexander Schneider zwei Montagestützen für das Handhabungsgerät auf Maß. Der 21-Jährige erlernt bei der Synventive Molding Solutions GmbH in Bensheim den Beruf des Technischen Produktdesigners. Wie alle Azubis in der IHK-Werkstatt lernt Alexander Schneider nach der „Leittextmethode“. Die Bildungszentren der IHK Darmstadt haben sie Anfang der 1990er Jahre als erste in der Region eingeführt, um den Lernprozess zu systematisieren.

In vielen Unternehmen wurde die Leittextmethode danach Standard. In dem Ordner auf Schneiders Werkbank befinden sich alle Texte, Leitfragen, technischen Zeichnungen und prüfungsrelevanten Auswertungsbögen, um das Handhabungsgerät eigenständig anzufertigen. Anhand der Auswertungsbögen, die erst der Auszubildende, dann einer der Ausbildungsmeister ausfüllt, lernen die angehenden Fachkräfte, sich und ihre Werkstücke einzuschätzen.

Im Frühjahr 2016 ist der Maschinenpark in der Werkstatt modernisiert worden. Seither verfügen beide Bildungszentren auch über jeweils zwei neue CNC-gesteuerte Fräsmaschinen und je zwei neue Drehmaschinen im Wert von einer halben Million Euro. Die Kammer finanzierte 25 Prozent der Kosten, die restliche Summe stammt aus öffentlichen Fördermitteln des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der hessischen Wirtschaftsbank.

Diese Investition war nicht nur für die Aus- und Weiterbildung wichtig, sondern auch für die Prüfungen. Die werden zu einem erheblichen Teil ebenfalls in unseren Bildungszentren abgenommen. „In vielen Unternehmen sind die Maschinen durchweg ausgelastet oder so spezialisiert, dass daran eine Prüfung gar nicht möglich ist“, weiß Mager.

Aktuelle Aufnahmen aus den Bildungszentren

Im kommenden Frühjahr legen 72 Auszubildende ihre Zwischenprüfung ab. Unsere Bildungszentren ersparen den Ausbildungsbetrieben außerdem die zeit- und kostenintensive Arbeit der theoretischen und praktischen Vorbereitung der Azubis auf die Zwischen- und Abschlussprüfung. Wir investierten auch hierfür das Geld und besorgten die notwendigen Materialien für alle Berufe.

In den praktischen Prüfungen schneiden die Absolventen aus den Bildungszentren gut ab, berichtet Mager stolz. Öfter einmal stellen sie sogar die Prüfungsbesten im Kammerbezirk. Einer von ihnen ist Max Trumpfheller, der 2015 seinen Facharbeiterabschluss als Mechatroniker machte. Er habe im Bildungszentrum fachlich viel beigebracht bekommen, erzählt er. „Zwei aus meiner Berufsschulklasse lernten nicht im Bildungszentrum, da merkte man die Unterschiede.“

Kontakt

Portrait Kontaktperson
Thorsten Oberle

Teamleiter Aus- und Weiterbildung

Tel: 06062 3323 bz-odenwald@darmstadt.ihk.de

Weitere Themen